Elektronischer Heizkostenverteiler

Elektronischer Heizkostenverteiler

Ein Beitrag von Bernd Ritter und Thomas Reichbauer, Engelmann Sensor GmbH


Beim Smart Submetering werden zur Erfassung des anteiligen Wärmeverbrauchs fernauslesbare Wärmezähler (WMZ) und/oder elektronische Heizkostenverteiler (EHKV) eingesetzt. In Deutschland wird die verbrauchabhängige Abrechnung von Heiz- und Warmwasserkosten in der Heizkostenverordnung (HeizkostenV) geregelt, wonach nur solche EHKV eingesetzt werden dürfen, deren Eignung von einer sachverständigen Stelle bestätigt wurde. Technisches Regelwerk ist bei den EHKV die DIN EN 834.

Im ersten Abschnitt dieses Beitrags werden die grundlegenden Zusammenhänge der durchaus komplexen Thematik „Heizkostenverteiler“ mit Hilfe einer rein qualitativen Betrachtung erläutert. Im zweiten Abschnitt, der quantitativen Betrachtung, wird der Zusammenhang zwischen der Wärmeabgabe eines Heizkörpers und der Funktionsweise des Heizkostenverteilers beschrieben und welche Einschränkungen und Anforderungen sich daraus an den Einsatz sowie an die Montage, Bewertung und Abrechnung ergeben.

ABSCHNITT 1 – QUALITATIVE BETRACHTUNG

Während Wärmezähler die im Heizkreislauf abgegebene Wärmeenergie direkt messen können, ermitteln die an den Heizkörpern montierten EHKV lediglich mittels Temperatursensoren Verbrauchswerte, die von den gemessenen Temperaturen und Einschaltdauern der Heizkörper abhängig sind. Beim WMZ setzt sich der Messwert aus einem Zahlenwert und einer physikalischen Maßeinheit zusammen, z. B. 3500 kWh (Kilowattstunden), beim EHKV ist der Verbrauchswert dimensionslos, d. h. ohne physikalische Einheit.

Da Heizkostenverteiler keine Messgeräte für Wärmeenergie sind, werden sie auch als Erfassungsgeräte bezeichnet. In der DIN EN 834:2017-02 werden Heizkostenverteiler als „Instrument[e] zur Erfassung der anteiligen Wärmeabgabe von Heizkörpern in Nutzungseinheiten“ (Kap. 3.1) und „… registrierende Messgeräte für die über die Zeit integrierte Temperatur“ beschrieben (Kap. 4), und weiter: „Der Verbrauchswert ist ein Näherungswert für die in der Messzeit von der Heizfläche abgegebene und vom Nutzer verbrauchte Wärme.“

Messtechnisch unterscheidet man Heizkostenverteiler hinsichtlich des Messverfahrens, des Anzeigeverhaltens und der Bauform.

MESSVERFAHREN

Die Messverfahren unterscheiden sich durch die Anzahl der bei der Temperaturmessung eingesetzten Temperatursensoren, wobei nachfolgend nur auf die gängigsten Verfahren eingegangen wird.

Einfühler-Messverfahren: Beim Einfühler-Messverfahren (1F) misst ein der Heizfläche zugewandter Temperatursensor, der sogenannte Heizflächensensor, in regelmäßigen Zeitabständen die Temperatur. Ab der sogenannten Zählbeginntemperatur berechnet der EHKV einen Zählfortschritt.

Zweifühler-Messverfahren: Beim Zweifühler-Messverfahren (2F) werden ein Heizflächensensor und ein dem Innenraum zugewandter Temperatursensor eingesetzt und die damit gemessenen Temperaturen dienen der Berechnung des Zählfortschritts. Ein Zählfortschritt erfolgt erst ab Erreichen der sogenannten Zählbeginn-Übertemperatur, einer Temperaturdifferenz.

Da bei alleiniger Verwendung dieses Zählbeginnkriteriums ein beabsichtigter oder unbeabsichtigter Wärmestau vor dem Heizkostenverteiler einen Zählfortschritt im ungünstigsten Fall komplett verhindern würde, wird mit Hilfe einer Betriebszustandserkennung ggf. auf das 1F-Messverfahren umgeschaltet (Wärmestau-Problematik).

Einfühler-Messverfahren mit Startfühler (1SF): Bei diesem Verfahren werden ebenfalls 2 Temperatursensoren eingesetzt. Bei der Berechnung des Zählfortschritts wird jedoch nur die Temperatur des Heizflächensensors berücksichtigt, der raumseitige Temperatursensor dient lediglich zur Ermittlung der Zählbeginn-Übertemperatur. Dadurch hat das 1SF-Verfahren gegenüber dem 1F-Verfahren Vorteile bei der Unterdrückung von unerwünschtem Sommerzählfortschritt, es unterliegt jedoch ebenfalls der beim 2F-Verfahren beschriebenen Wärmestau-Problematik. Gemäß DIN EN 834 ist das 1SF-Verfahren dem Einfühler-Messverfahren zuzuordnen.

BAUFORM

Bei der Bauform wird zwischen Kompaktgeräten und Fernfühlergeräten (FF) unterschieden. Bei Kompaktgeräten wird der komplette EHKV am Heizkörper befestigt, bei der Fernfühlerversion wird lediglich ein kabelgebundener Temperatursensor am Heizkörper angebracht, während das Gehäuse mit der Recheneinheit in ausreichender Entfernung vom Heizkörper an der Wand montiert wird.

Fernfühlergeräte werden z.B. bei Unterflurkonvektoren, bei Heizkörpern in exponierter Lage oder aus optischen Gründen eingesetzt. Fernfühlergeräte können für alle zuvor genannten Messverfahren eingesetzt werden. Ein gemischter Einsatz von Kompakt- und Fernfühlergeräten ist bei Verwendung desselben Heizkostenverteilertyps und demselben Messverfahren möglich.

ANZEIGEVERHALTEN

Bei dem im Display des EHKV angezeigten Wert wird zwischen bewertetem und unbewertetem Anzeigewert bzw. zwischen Produktskale und Einheitsskale unterschieden. Die Begriffe Produkt- und Einheitsskale wurden von den Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprinzip übernommen, wo der Füllstand einer Messampulle an einer Skale abgelesen wird.

Werden im EHKV bei der Zählfortschrittsberechnung heizkörper- und montagespezifische Einflussgrößen berücksichtigt, spricht man von einem bewerteten Anzeigewert bzw. von der Produktskale. Bleiben die Einflussgrößen unberücksichtigt, spricht man vom unbewerteten Anzeigewert bzw. von der Einheitsskale. Beim unbewerteten Anzeigewert werden dann die o. g. Einflussgrößen bei der Abrechnung in geeigneter Art und Weise berücksichtigt.

ABSCHNITT 2 – QUANTITATIVE BETRACHTUNG UND ANFORDERUNGEN AN DEN EINSATZ VON EHKV

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